PLENUM

Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung

 

„Schützen durch Nützen“ – PLENUM ist eine Naturschutzstrategie, die Umwelt- und Naturschutzziele nicht durch hoheitliches Handeln von oben, sondern auf freiwilliger Basis gemeinsam mit der Bevölkerung von unten erreicht.Anschauliche Zeichnung der PLENUM-Tätigkeitsfelder: Dargestellt ist beispielhaft das Handlungsfeld „extensive Landwirtschaft“ durch eine ländlichen Szenerie mit Kühen auf einer Wiese, einem Schäfer mit Schafen und einem Traktor, der ein Feld bestellt. Die Förderung regionaler nachhaltiger Produkte wird durch einen Hofladen und einen Tisch mit Lebensmitteln symbolisiert. Der Bereich Naturschutz ist mittels Bäumen, einem Teich mit Frosch und einem Storch abgebildet. Eine Menschengruppe symbolisiert die vielen Akteurinnen und Akteure aus der Bevölkerung, die bei PLENUM mitwirken. Im Hintergrund ist ein Schild mit Aufschrift „PLENUM“ zu sehen.

„PLENUM vernetzt – In Ihrer Region für Ihre Region!“

Naturschätze Baden-Württembergs erhalten und entwickeln

In Baden-Württemberg gibt es eine reiche Vielfalt unterschiedlichster Landschaften. Viele davon sind reizvolle Kulturlandschaften. Sie entstanden im Laufe von Jahrhunderten durch unterschiedliche Formen der Bewirtschaftung: Schaf-, Ziegen- und Rinderhaltung, Ackerbau, Wein- und Obstanbau sowie forstliche Nutzung.
Heute sehen wir hier einzigartige Biotope, die einer Vielzahl seltener Tier und Pflanzenarten Raum zum Leben geben. Schutzgebiete, Landschaftspflege und Artenschutzprogramme sollen die kostbare und bedrohte Vielfalt erhalten. Doch Schutzgebiete reichen nicht. Naturschutzziele brauchen größere Flächen. Und wir Menschen müssen die Natur nutzen, um zu leben. Wie lässt sich das vereinbaren?

Basierend auf dem Grundsatz der Welt-Umweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro "Global denken - lokal handeln" strebt PLENUM eine nachhaltige Entwicklung und Stärkung der Regionen zum Nutzen für Mensch und Natur an:
 

  • Landschaftspflege durch naturverträgliche Nutzung im Rahmen von Land- und Forstwirtschaft
    Die traditionelle, extensive Bewirtschaftung hat zahlreiche wertvolle Biotope geschaffen. Diese gilt es zu bewahren bzw. zu entwickeln. 
  • Vermarktung von regionalen, naturverträglich erzeugten Produkten
    Naturverträgliche Nutzungsformen sind oft aufwändiger und benötigen besonders in der Startphase Förderung, um konkurrenzfähig zu sein.
  • Sanfter Tourismus
    Ein sanfter, nachhaltiger Qualitätstourismus ist ein bedeutender und konstanter Wirtschaftsfaktor und schafft Arbeitsplätze.
  • Umweltbildung
    Wissen über Natur vermittelt, dass Natur wertvoll und schützenswert ist. So verändern sich z.B. Konsum- und andere Gewohnheiten.
  • Schutz des Naturhaushaltes durch Förderung umweltschonender Wirtschaftsweisen
    Die Natur ist die Basis unserer Gesellschaft. Sie durchdringt viele Handlungsbereiche des täglichen Lebens. Es ist daher nur konsequent, die gesamten von der Natur abhängigen (Wirtschafts-)Bereiche aus Sicht des Naturschutzes zu betrachten und entsprechende Wertschöpfungsketten zu fördern.

Projekte mit Naturschutznutzen regional initiieren und umsetzen

PLENUM lebt davon, dass sich die Bevölkerung vor Ort, die Landnutzer, die Verbraucherinnen und Verbraucher freiwillig engagieren, ihre Umwelt zu entwickeln und Naturschutzziele umzusetzen. Grundpfeiler sind dabei naturverträgliche Nutzung und umweltschonende Wirtschaftsweisen sowie Vermarktung der naturverträglich erzeugten Produkte aus der Region kombiniert mit sanftem Tourismus. Über die Umweltbildung wird das Bewusstsein für den Wert und damit der rücksichtsvolle Umgang mit der Natur gestärkt.

Wirtschaftliche Rentabilität durch, nicht trotz Naturschutz - das ist die Strategie von PLENUM. 

PLENUM setzt dabei auf

  • Freiwilligkeit
  • Beteiligung aller Landnutzer
  • Vernetzung
  • Schaffung regionaler Kreisläufe
  • Hilfe durch Anschubfinanzierung - keine Dauerförderung


Was bedeutet das konkret?
In den PLENUM-Gebieten kann für Projekte, die - direkt oder indirekt - positive Naturschutzauswirkungen haben, eine Anschubfinanzierung gewährt werden, wenn bestimmte Naturschutzkriterien erfüllt sind. Dabei - und das ist eine der Besonderheiten von PLENUM - können alle Glieder einer Wertschöpfungskette durch PLENUM-Mittel unterstützt werden. So kann z.B. auch der Kauf eines Kühlaggregates für eine Metzgerei oder eine Obstauflesemaschine gefördert werden.

 

Beispiele

Wertschöpfungskette extensiv produzierte Rindfleischprodukte

Schematische Darstellung einer Wertschöpfungskette am Beispiel extensiv produzierter Rindfleischprodukte

Auch die Förderung eines Kühlaggregates in einer Metzgerei oder die Bezuschussung einer Rindfleischvermarktungskonzeption kann zum Naturschutz beitragen - auch wenn es sich auf den ersten Blick nicht gleich erschließt. Betrachten wir aber die Wertschöpfungskette von der extensiv genutzten Wiese über das daraus gewonnene Heu und die heuverwertenden Rinder, sehen wir, dass die Unterstützung dieser Rindfleischvermarktung letztendlich auch auf der Fläche wirkt. Auch die Förderung des Rindfleischabsatzes durch Unterstützung der fleischverarbeitenden Gastronomie oder durch Verbraucheraufklärung wirkt indirekt auf die Natur. Für den Naturschutz ist es daher von großer Bedeutung, wirtschaftliche Prozesse bei möglichst vielen Gliedern der Wertschöpfungskette „extensive Rindfleischprodukte" zu unterstützen. Denn mit einer gut florierenden und gewinnbringenden Rindfleischvermarktung steigen die Chancen, dass auf den Wiesen des Landwirts weiterhin Salbei und Flockenblume blühen.

 

Vermarktung von Produkten aus Streuobst hilft seltenen Arten

Streuobstwiesen mit ihren hochstämmigen und großkronigen Baumgestalten prägen viele Landschaftsteile Baden-Württembergs. Sie erfreuen nicht nur den erholungssuchenden Menschen, sondern sind auch Lebensraum zahlreicher gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Wendehals und Steinkauz haben hier ihre Heimat. In den vergangenen 50 Jahren sind die Streuobstbestände jedoch drastisch zurückgegangen. Dazu haben die Zunahme von Obst aus Intensivobstplantagen und der gestiegene Import billiger Saftkonzentrate aus dem Ausland beigetragen.

Streuobstwiesen sind mühsam zu bewirtschaften und die Preise für Mostobst sind stark gesunken. Um den Abwärtstrend aufzuhalten, müssen sich Pflege und Ernte wieder lohnen. 

PLENUM fördert auch hier auf allen Ebenen: 

  • Maschinen erleichtern die Pflege der Bäume und das Aufsammeln des Obstes. 
  • Durch Projekte zur Förderung der Vermarktung kann der Absatz gesteigert werden, so dass der Erhalt der Streuobstwiesen wieder rentabel wird. Beispiele hierfür sind die Aufpreisinitiativen Schneewittchen und Kreisapfelsaft Böblingen im PLENUM-Gebiet Heckengäu oder Ebbes Guads im PLENUM-Gebiet Schwäbische Alb. Die Lieferanten von Äpfeln und Birnen von Streuobstwiesen erhalten einen Aufschlag auf den ortsüblichen Marktpreis.
  • Aber auch Umweltbildung ist wichtig, um schon früh das Interesse an diesen wertvollen Lebensräumen zu wecken. Das geschieht z.B. durch PLENUM-geförderte Streuobsttage an Schulen. Regionale Streuobst-Veranstaltungen sensibilisieren den Verbraucher und wecken die Lust auf heimische Säfte aus Streuobst. 

Der Verbraucher erhält gesunden regionalen Genuss und der Wendehals behält seinen Lebensraum.

Schematische Darstellung von den Beteiligten und deren Abstimmung bei der PLENUM-ProjektumsetzungPLENUM lebt von der Vielfalt - der Vielfalt der Natur in den PLENUM-Gebieten und der Ideenvielfalt der dort lebenden und wirtschaftenden Menschen. Die Naturschutzmaßnahmen werden nicht von oben vorgegeben, sondern sie stammen aus der Bevölkerung und können mit PLENUM-Mitteln unterstützt werden, wenn bestimmte Naturschutzkriterien erfüllt sind.

Interessierte Antragsteller bekommen kompetente Beratung durch die PLENUM-Geschäftsstelle vor Ort. Über die Förderung der Projekte entscheidet ein regionaler PLENUM-Beirat, in dem alle Interessensgruppen vertreten sind. Dieser Ansatz „von unten nach oben" (bottom up) ist eine Besonderheit von PLENUM. Ein wichtiger Baustein der PLENUM-Arbeit ist auch die Vernetzung der regionalen Akteure untereinander.

LandwirtschaftLandwirtschaft

Die traditionelle, extensive Bewirtschaftung hat wertvolle Lebensräume geschaffen. Soll dieser Reichtum erhalten bleiben, muss dort wo diese Nutzung wegfällt, die Landschaft gepflegt werden. Landschaftspflege ist kostenintensiv und ohne direkten, wirtschaftlichen Erlös nur auf kleinen Flächen umsetzbar. Landschaftspflege im Sinne eines Nachahmens alter Bewirtschaftungsformen konnte bislang nur kleinflächig die biologische Vielfalt erhalten. Sie setzt sich außerdem an manchen Stellen dem Vorwurf aus, Landschaften nur zu konservieren, aber nicht zu entwickeln. Eine für den Bewirtschafter rentable und naturschonende landwirtschaftliche Nutzung, die zugleich Arten und Biotope erhält, ist daher das Ziel von PLENUM.

 

TotholzForstwirtschaft

Wald bietet vielen Tier- und Pflanzenarten einen weitgehend ungestörten Lebensraum und ist uns Menschen ein wichtiger Erholungsraum und Rohstofflieferant. Die Ansprüche, die der Mensch an den Wald hat, unterscheiden sich oft von denen die Arten wie der Schwarzspecht, der Hirschkäfer und andere Waldbewohner haben. Ein Beispiel ist das Alter der Bäume. Gerade große, alte Bäume bieten einer Vielzahl von Käfern, Spinnentieren und Vögeln idealen Lebensraum. Gefällt werden die Bäume aber meist weit unter ihrer Lebenserwartung, da sich ihr Holz besser vermarkten lässt. PLENUM fördert daher Projekte mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung, die die Umtriebszeit der Bäume erhöhen, Höhlenbäume erhalten sowie den Anteil von liegendem und stehendem Totholz erhöht.

 

VermarktungVermarktung

Extensive, naturschonende Landnutzung kann nur Erfolg haben, wenn sie wirtschaftlich rentabel ist und die Erzeugnisse auch Konsumenten finden. PLENUM setzt sich deshalb besonders für die Vermarktung regionaler Produkte aus naturschonender Erzeugung (nach PLENUM-Erzeugungskriterien) ein. So können regionale Wirtschaftskreisläufe entstehen. Produzenten erreichen durch weniger Zwischenhandel und Transport sowie durch die besondere Eigenart ihres Produkts in der Regel einen höheren Preis, der sie für Mehraufwand bei der Erzeugung entschädigt.

 

IgelNaturschutz direkt

Hierunter fallen Maßnahmen z.B. der Biotoppflege und des Artenschutzes, die direkt die Sicherung und Verbesserung der biologischen Vielfalt sowie den Erhalt des Landschaftsbildes in den Projektgebieten zum Ziel haben.
Die PLENUM-Projekte hierzu sind ebenso vielfältig wie die Natur Baden-Württembergs.

 

SpaziergängerTourismus

Vielfältige reizvolle Kulturlandschaften sind die besten Voraussetzungen für einen umweltverträglichen naturschonenden Tourismus. Der Erhalt reizvoller Kulturlandschaften schafft ein attraktives Angebot für Einheimische und Gäste. Umsetzungsmaßnahmen sind beispielsweise Themenwege und Lehrpfade, Aktionswochen mit Wanderungen und "Events", Naturerlebnis-Angebote, Spezialitätenangebote mit PLENUM-Produkten in der Gastronomie und umweltfreundliche Reisekonzepte. Ein sanfter, nachhaltiger Qualitätstourismus ist ein bedeutender und konstanter Wirtschaftsfaktor und schafft Arbeitsplätze.

 

Umweltbildung: Führung bei Bötzingen an WeinbergsböschungenUmweltbildung

Umweltbildung steigert das Verständnis für ökologische Zusammenhänge sowie die Wertschätzung der Landschaft und ihrer regionalen Produkte. Dadurch nimmt langfristig auch die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen zu. Es verändern sich z.B. Konsum- und andere Gewohnheiten.

 

 

Hutewald im NSG SchauinslandErneuerbare Energien und ökologische Wirtschaftsweisen

Natürliche Ressourcen sind Grundlage viele unserer Nutzungen. Der Naturschutz sollte daher in allen Wirtschaftsbereichen elementarer Bestandteil sein. PLENUM fördert deshalb umweltschonende Wirtschaftsweisen. Beispiele dafür sind die Nutzung des Waldes als Hute- oder Niederwald. Beide Bewirtschaftungsarten sind alte Formen der Waldnutzung und haben ehemals viele Waldbereiche und damit die Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten geprägt. Bei der Nutzung als Hutewald dient der Wald als Weide für Kühe und Schafe. Bei der Niederwaldnutzung werden im Abstand von 20-30 Jahren die Bäume kurz über dem Boden abgeschlagen. Dadurch entsteht ein niedrigwüchsiger, heller Wald, der licht- und wärmeliebende Tierarten begünstigt. Das anfallende Holz kann zu Hackschnitzeln oder Pellets verarbeitet, zur Energiegewinnung genutzt werden.

 

In den Projektübersichtslisten können laufende und abgeschlossene Projekte der einzelnen Handlungsfelder näher betrachtet werden.